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Der Schorf des Kernobstes



Nicht nur im Erwerbsobstbau Sachsens sondern auch im Klein- und Streuobstanbau
gehören Äpfel und Birnen zum Standardsortiment.
Gesundes Wachstum und reiche Ernte sind die Freude eines jeden Gärtners.
Doch in den vergangenen Jahren wurde diese Freude an der Apfel- und Birnenernte in nicht unerheblichem Maße getrübt.
Schuld daran trägt neben Witterungsunbilden und Obstmaden insbesondere der Schorfbefall der Früchte.
Durch den Schorf werden sowohl das Laub als auch die Früchte in Mitleidenschaft gezogen.
Junge Früchte weisen zunächst wenige Millimeter große, mattschwarze Flecke mit silbrigweißer Umrandung auf,
die später zusammenfließen können (Frühschorf).
Mit zunehmender Fruchtentwicklung bilden sich im Bereich dieser Flecken verkorkte Risse.
Bei Spätbefall der Früchte entstehen besonders im Bereich des Stielansatzes
und der Kelchgrube grauschwarze Flecke, die relativ klein bleiben (Spätschorf).
Risse bilden sich nicht mehr. Diese Früchte sind genießbar, aber nicht lagerfähig.
Ausgangspunkt für den Fruchtbefall sind rundliche, mattolivgrüne,
etwas eingesunkene Flecke auf den jungen Blättern, die später schwärzlich oder braun werden.
Auf der Blattunterseite bilden sich diffuse, dunkle Flecke.
Die Flecke können zusammenfließen und einen großen Teil der Blattfläche bedecken.
Bei starkem Befall tritt vorzeitiger Blattfall ein.
Bei Birne häufiger als beim Apfel werden neben Blättern und Früchten auch die jungen Triebe befallen.
Dabei entstehen neben anfänglichen Flecken blasige Auftreibungen am Holz (Zweiggrind).
Bei starkem Befall ist das Absterben der Zweigspitzen die Folge.
Die beschriebenen Schadsymptome werden durch einen wirtsspezifischen,
pilzlichen Schaderreger hervorgerufen.
Die Überwinterung des Pilzes erfolgt hauptsächlich im Falllaub unter den Bäumen.
Birnenschorf übewintert zusätzlich auf den grindigen Trieben,
von denen die Erstinfektionen meist früher als beim Apfel erfolgen.
In Abhängigkeit vom Temperaturverlauf und von Niederschlägen reifen zum Ende des Winters (März- Mai)
im Falllaub bis zu zwei Millionen Pilzsporen pro Blatt heran.
Durch Wind werden diese Schorfsporen vom Früh Jahr bis zum Frühsommer über weite Strecken auf austreibende Knospen,
junge Blätter und Zweige transportiert.
Der Beginn des Sporenfluges fällt meist mit dem Baumaustrieb zusammen.
Die Infektion der jungen Blätter kann nur erfolgen, wenn sich tropfbares Wasser (Tau, Regen)
über mehrere Stunden auf der Blattfläche befindet.
Die typischen Blattflecken bilden sich in Abhängigkeit von der Temperatur 8 bis 25
Tage nach dem Eindringen des Pilzes in das Blattgewebe.
Auf den Blattflecken entstehen bei anhaltenden Niederschlägen rasch sogenannte Sommersporen,
die für die Ausbreitung des Schorfpilzes auf immer neue Blätter und Früchte des Baumes sorgen.
Im Herbst ist die Entfernung des Falllaubes vom Baum und ein Rückschnitt grindiger Triebe empfehlenswert.
Um ein schnelleres Abtrocknen des Baumes nach Niederschlägen zu erreichen,
sollte die Krone durch einen regelmäßigen Schnitt ausgelichtet werden.
Die Förderung der Regenwurmaktivität trägt zur Beschleunigung der Falllaubzersetzung bei.
Voraussetzung für das gesunde Wachstum der Obstbäume und damit für eine hohe Widerstandskraft
gegen Schorfinfektionen ist u. a. die Gewährleistung günstiger Standortbedingungen.
Anhand regelmäßiger Bodenuntersuchungen können Speziallabore Empfehlungen
zum Ausgleich ungünstiger Nährstoffverhältnisse geben.
Da die Sorten unterschiedlich schorfanfällig sind, sollten bei Neupflanzungen bzw.
Umveredlungen weniger empfindliche oder schorfresistente Sorten bevorzugt werden.
Ein Einsatz chemische Pflanzenschutzmittel kann nicht generell empfohlen werden.
In niederschlagsreichen Jahren wären schon vor der Blüte beginnend bis in den Spätsommer hinein
mehrere Spritzungen erforderlich, um die Früchte befallsfrei zu halten.
Für den Haus- und Kleingarten bzw. für den Streuobstanbau ist das oft
weder technisch noch finanziell durchführbar, so dass die zuerst genannten Maßnahmen zur
Befallsreduzierung im Vordergrund stehen sollten.



S. Schumann