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Unsichtbares Leben im Garten

Nematoden als Freunde und Feinde

 

In jedem fruchtbaren Boden befinden sich zahllose, mikroskopisch kleine Lebewesen. Sie sind eine wichtige Voraussetzung, dass der Kreislauf des Lebens gewahrt bleibt. Ohne ihr Wirken wäre auf Dauer die ständige Umwandlung aller organischen Substanz unmöglich. Was eben noch eine gesunde Wurzel war, muss nach der Ernte möglichst schnell wieder als Nährstoff verfügbar sein, sonst würde aus jedem Garten in kürzester Frist ein riesiger Komposthaufen. Neben Mikroorganismen, die den Pflanzen zugeordnet werden (Bakterien, Pilze) sind zahlreiche winzig kleine Tiere in diesen Nahrungskreislauf einbezogen. Dazu gehören auch 40000 bis 50000 Nematoden je 1000 cm³ normalem Gartenboden. Dabei handelt es sich um farblose, durchsichtige Fadenwürmer, deren bodenbewohnenden Formen im Normalfall 0,3 - 1 mm lang werden. Ihr ungegliederter Körper ist mindestens in einem Lebensabschnitt zylindrisch. Sie sind eigentlich wasserlebende Tiere und benötigen daher im Boden einen dünnen Wasserfilm, in dem sie sich schlängelnd ("Älchen") fortbewegen.

 

Alle haben innerhalb dieses Lebensraumes ihre Funktion. Aus Sicht des Menschen sind sie jedoch, abhängig von der Art ihrer Ernährung, drei großen Gruppen zugeordnet worden: von sich zersetzender Substanz (saprob) lebende, räuberische und parasitäre Nematoden.

 

Pflanzenparasitäre Nematoden haben einen Mundstachel, mit dessen Hilfe die Nahrungsaufnahme erfolgt. Meist ist ihre Anzahl so gering, dass keine auffälligen Veränderungen an den Kulturpflanzen festzustellen sind. Erst nach langem Anbau der gleichen Wirtspflanze macht sich eine Erscheinung bemerkbar, die als "Bodenmüdigkeit" bekannt ist. Es gibt allerdings auch einige Formen, die bereits in geringerer Individuendichte deutliche Schäden hervorrufen.

 

Schäden durch Nematoden treten meist nesterweiße auf. Oft kümmern oder welken befallene Pflanzen, das Wurzelwachstum ist reduziert (Pratylenchus) oder die Seitenwurzelbildung erhöht (verschiedene Ektoparasiten), wodurch eine als "bärtig" bezeichnete Wuchsform entsteht. Besonders auffällig sind Wurzelgallen (z.B. an Tomaten und Gurken), die von einer nach ihrem Schadbild benannten Gruppe von Nematoden (Meloidogyne) verursacht werden. Ertragsrückgang an Kartoffeln kann meist mit einer Zunahme von zystenbildenden Nematoden (Globodera) erklärt werden. Andere Arten verunstalten den Stengel (Ditylenchus) oder seltener Blatt (Aphelenchoides) und Blüten (Anguina). Zur Bekämpfung von Schadinsekten werden auch Nematodenpräparate angeboten. Diese sind für die Pflanzen nicht schädlich.

 

Mit konsequentem Fruchtwechsel und mehrjährigen Anbaupausen kann dem Befall durch Nematoden entgegengewirkt werden. Eine wirksame chemische Bekämpfung gibt es zur Zeit im Kleingarten nicht. Gute Anbaukultur wie Fruchtwechsel, gesundes Pflanzgut, eventuell Anbau widerstandsfähiger (resistenter Sorten) in Verbindung mit angemessener organischer Düngung fördert das Bodenleben insgesamt und damit auch die natürlichen Gegenspieler (Pilze und räuberische Nematoden). Bei einigen Nematoden (Pratylenchus‑ Arten) kann durch den Anbau von Studentenblumen (Tagetes) eine Minderung des Befalls erreicht werden.                              

 

 

Dr. Arndt Bennewitz