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Der Birnengitterrost

 

Diese pilzliche Erkrankung tritt in diesem Jahr in Sachsen in bisher nicht dagewesener Stärke an Birnenbäumen verschiedenster Sorten auf. Der Befall äußert sich etwa ab Mitte Mai in einer auffallenden orangegelben Fleckung der Blätter. Die Anzahl der Flecken pro Blatt kann von einigen wenigen bis zur völligen Vergilbung schwanken. Im letzteren Fall kommt es zu massivem vorzeitigen Blattfall. Die Birnenfrüchte bleiben klein und können nicht ausreifen. 

 

Die Bäume werden zwar bei sehr starkem Befall geschwächt. Sie sterben dennoch nicht ab. Eine Fällung ist deshalb unangebracht. Nur ausnahmsweise werden auch die Früchte befallen. Der Erreger vollführt einen Wirtswechsel zwischen Birne und bestimmten Wacholderarten. Der häufige Gemeine Wacholder nicht zum Wirtspflanzenkreis gehört.

 

Im Frühjahr werden die an einem befallenen Wacholderstrauch gebildeten Rostsporen durch den Wind auf Birnenblätter übertragen. Bei andauernder Blattnässe, wie im niederschlagsreichen Frühjahr 2001, kommt es zu zahlreichen Infektionen, die gelben Blattflecke verursachen. Im Laufe des Sommers nehmen die Flecke zwar an Größe, nicht aber an Zahl, zu, weil in dieser Zeit keine weiteren Infektionen mehr erfolgen können. Es wird nur eine als klebrige Tröpfchen erscheinende Sporenform gebildet, die aber nach Übertragung durch Insekten auf andere Flecke lediglich der geschlechtlichen Vermehrung des Rostpilzes dient. Im Spätsommer entstehen auf der Blattunterseite solcher "befruchteter" Flecke kegelförmige Auswüchse von bis zu 3 mm Länge in Gruppen zu vier bis 16 Stück, die in ihnen gebildeten Sporen müssen wieder mit dem Wind auf anfällige Wacholderpflanzen gelangen. An deren Zweigen entstehen spindelförmige Anschwellungen, aus denen im übernächsten Frühjahr lappenartige, bis 1 cm große Wintersporenlager hervorbrechen. Damit ist der Entwicklungszyklus des Pilzes geschlossen.

 

Die in der Fachliteratur hin und wieder zu findende Angabe, die Wintersporen könnten nur bis zu einer Entfernung von etwa 150 m vom Wacholder zur Birne gelangen, trifft zumindest für 2001 nicht zu. Selbst kilometerweit von den nächsten Zwischenwirten stehende Birnenbäume wiesen Befall auf.

 

Die anfälligen Wacholderarten sollten im Kleingarten nicht gepflanzt und bereits vorhandene Büsche auf die auffälligen Verdickungen an Zweigen untersucht werden. Bei Befall durch den Rostpilz ist eine Rodung ratsam. Um den Rückflug der Sommersporen zum Wacholder einzuschränken, ist die schnelle Beseitigung des Falllaubes mit den Kegelpusteln, z. B. durch Kompostierung, zu empfehlen. Stark befallene Bäume oder Baumteile sollten bei frühen und mittelfrühen Sorten sofort nach der Ernte zurückgeschnitten werden. Zur chemischen Bekämpfung sind gegenwärtig keine Mittel im Haus‑ und Kleingartenbereich zulässig.

 

Heinz Schnee