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Mischkultur geordnetes Durcheinander

Mischkultur ist eine Anbauweise, bei der Gemüsearten in einem Beet nebeneinander stehen, die sich gegenseitig im Wachstum begünstigen bzw. wechselseitig Schädlinge und Krankheiten abwehren. Die Mischkultur ist somit ein Versuch, die Wechselwirkung Pflanze/Umwelt, also die ökologische Ordnung der freien Natur, in bestimmtem Maße nachzuahmen.

In der praktischen Durchführung bedeutet die Mischkultur also ein "Durcheinanderpflanzen mit System", etwas überspitzt, ein "geordnetes Durcheinander". Die gegenseitige Beeinflussung erfolgt hauptsächlich durch Stoffwechselprodukte, die vom Blatt oder der Wurzel an die Umgebung abgegeben werden. Das wirkt sich teilweise fördernd oder hemmend auf das Wachstum der angrenzenden Pflanzen aus. Man nimmt z.B. an, dass die Duftstoffe einer Pflanzenart bestimmte Insekten anziehen, die als Schaderreger für diese Pflanze gelten. Diese Lockstoffe werden nun aber durch die Duftstoffe einer anderen Pflanzenart, die in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wächst, überlagert und so ihre Wirkung auf die Schadinsekten verlieren. Die Schädlinge werden durch die Vielfalt der Düfte verwirrt und finden ihre Wirtspflanze nicht mehr. Auch die unterschiedliche optische Wirkung der Pflanze in Form und Farbe insbesondere der Blüten kann ebenfalls anziehend aber auch als Abwehr sowohl auf Schädlinge als auch auf Nützlinge wirken.

Die Komplexität dieser und weiterer Faktoren ist kaum erforscht bzw. wissenschaftlich bearbeitet. Es sind langjährige Erfahrungen und Beobachtungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden und werden. Sie entstanden meist unter konkreten örtlichen Bedingungen und sind deshalb nur eingeschränkt oder nicht ohne weiteres zu verallgemeinern. Gerade im Haus- oder Kleingarten, wo die Ökologie im Vordergrund stehen sollte, ist es wünschenswert, sich im Hinblick auf die pflanzenbaulichen Vorteile viel stärker mit dieser Anbauform zu beschäftigen und eigene Erfahrungen dazu zu sammeln.

Bernd Voigtländer